Jäger wollen praxisnahes und einfaches Umweltprogramm
hjh Dörpen. „Geredet ist genug, wir müssen handeln.“ Mit diesen Worten fasst Josef Schröer, Vizepräsident der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN), seine Eindrücke zusammen, nachdem er und weitere Vertreter der Jäger zusammen mit dem LJN-Präsidenten Helmut Dammann-Tamke mehrere unterschiedliche Jagdreviere im Emsland und der Grafschaft Bentheim bereist haben.
Auch der Präsident sei angesichts des Ausmaßes der Biotopzerstörung „relativ sprachlos“ gewesen. „Was wir gesehen haben, war insgesamt sehr ernüchternd“, sagt Schröer und verweist beispielsweise auf einen 36 Hektar großen Grünroggenschlag.
Die Jäger des Emslandes und der Grafschaft setzen bei ihren Bemühungen laut Schröer vor allem auf zwei Vorhaben. Zum einen soll aus dem eigens gegründeten Biotopfonds (wir berichteten) eine Förderung mehrjähriger Rückzugs- und Saumflächen ermöglicht werden. „Da brauchen wir bis Mitte März eine Entscheidung“, fordert Schröer mit Blick auf laufende Beratungen mit dem Landwirtschaftsministerium, wie sich diese Art der Flächennutzung in den Betriebsprämineanträgen möglichst einfach verwirklichen lässt.
Zum Zweiten soll auch Landwirtschaftsminister Gert Lindemann ins Emsland eingeladen werden, um sich vor Ort zu informieren. Angestrebt wird, gemeinsam mit dem Ministerium ein Agrarumweltprogramm zu entwerfen. „Wir brauchen nächstes Jahr ein Programm, das praxisnah und einfach ist“, macht Schröer Druck.
Politik in der Pflicht
Er sieht auch die Politik in der Pflicht, sich für Artenvielfalt zu engagieren. Dazu gehöre der Landkreis, der sich beispielsweise über seine Naturschutzstiftung einbringen könne. Aber auch die laut Schröer rund 300.000 Euro Einnahmen des Kreises aus der Jagdsteuer seien hier gut investiert. „Diese könnte man eins zu eins wieder zurückfließen lassen.“
„Große Sorgen“ macht sich auch LJN-Präsident Dammann-Tamke. Das weniger über den Hasen („Der kommt wieder“), als vielmehr über Fasan und Rebhuhn. Gerade das Rebhuhn sei auf eine strukturierte Landschaft mit Säumen angewiesen, in denen es Sämereien finde und zur Kükenaufzucht Insekten als Nahrung für den Nachwuchs. „Wenn die fehlen, werden die Küken nicht groß“, sagt der Präsident. Zudem sei „die gute alte Zeit“ vorbei, in der die Zahl der Raubtiere und Beutetiere gewissen Zyklen folgte.
Dammann-Tamke machte dies speziell am Fuchs fest, der früher immer wieder durch Tollwut erheblich dezimiert worden sei. Die zunehmende Intensität in der Landwirtschaft – auch „befeuert“ durch die Biogasproduktion – verschärfe die Lage weiter. „Wenn wie in Rotenburg-Wümme der Maisanteil bei 80 bis 90 Prozent liegt, sind das für alle frei lebenden Tierarten keine guten Bedingungen.“
Richtige Richtung
Zugleich lobte Dammann-Tamke die Vorhaben der hiesigen Jäger als die „richtige Richtung“. Den „großen Wurf“ müsse allerdings die anstehende EU-Agrarreform bringen. Der sei nämlich über den Biotopfonds der Jägerschaften auf Dauer „nicht zu finanzieren“. Zu der Frage, in welcher Weise die Landesjägerschaft Unterstützung gewähren kann, hielt sich Dammann-Tamke indes bedeckt: „Die Möglichkeiten der LJN sind überschaubar.“ Nur wenn ein bestimmtes klar konzipiertes Projekt anstünde, dessen Ergebnisse übertragbar seien, käme eine Förderung aus Mitteln des Verbandes infrage.
Während der Bereisung besuchten LJN-Präsident Dammann-Tamke, LJN-Geschäftsführer Dirk Schulte-Frohlinde und dessen Stellverteter Stephan Johanshon Reviere und deren Pächter in Dörpen, Haren-Fehndorf und Wietmarschen.
Veröffentlicht in der Emszeitung am 03.02.2012 von Herman Hinrichs
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