Jäger möchten „einige Gewichte wieder richtig setzen“
Gemeinsamer Biotopfonds mit dem Emsland – Thema beim traditionellen Jahresauftakt
mm Nordhorm. Das traditionell enge Verhältnis von Jägerschaft und Landwirtschaft hat im Laufe der Jahre einige Unwuchten bekommen. Beide Seiten haben mit Imageproblemen zu kämpfen. Das wurde beim 23. Grafschafter Jägerfrühstück im Saal Deters deutlich. Ziel der Jäger ist es, „einige Gewichte wieder richtig zu setzen“.
Als Gastredner hatte die Jägerschaft Wilhelm Schepers aus Sögel eingeladen. Er berichtete als Vorstandsvertreter des im Jahre 2011 neu gegründeten Biotopfonds der Jägerschaften im Emsland und der Grafschaft Bentheim sowie als Obmann für Naturschutz über die Situation der Niederwildjagden und Entwicklungen in der Landwirtschaft. Der Biotopfonds mit seinen 5.421 Mitgliedern ist zuständig für 342.748 Hektar, die sich auf 38 Hegeringe und 872 Reviere aufteilen. „Das ist schon eine ernst zu nehmende Größe“, betonte Schepers.
Nach den Ausführungen von Schepers haben Jäger und Landwirte von je her viele gemeinsame Interessenlagen. Das Thema Jagd und Naturschutz sowie die mit dem Rückgang der Artenvielfalt verbundene Situation in der Region erfordere allerdings Handlungsbedarf. Schepers nannte dazu als vorrangiges Projekt des Biotopfonds die bereits von den Jägerschaften begonnene Durchführung von Biotopverbesserungsmaßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft.
Dabei betonte er, dass solche Maßnahmen nur mit den Landwirten möglich sind und auch gemeinsam abgestimmt werden müssen. Bei einer zunehmenden Flächenknappheit mit hohem Pachtpreisniveau sei die Bereitstellung von Flächen nicht selbstverständlich. In einer Region mit hoher Veredlungs-und Biogasanlagendichte, so Schepers, stoße der zunehmende Maisanteil in den Fruchtfolgen an Grenzen. Die „Vermaisung“ der Landschaft gehöre mittlerweile in der Bevölkerung ebenso zu den kritisch diskutierten Themen wie die gefühlten Änderungen des Landschaftsbildes und möglichen Auswirkungen auf die heimische Wildtierpopulation. „Dieser Diskussion um die Änderung der Artenvielfalt und der Wildpopulation wollen wir uns als Jäger gerne stellen und unseren Beitrag dazu leisen eine Verbesserung herbeizuführen“, betonte Schepers.
Durch die auf Initiativen des Biotopfonds, der Jägerschaften und der Landwirte in der Grafschaft und im Emsland angelegten ein-und mehrjährigen Blühstreifen von etwa 450 Hektar an Feldrändern, Schneisen in Maisschlägen oder an Gewässern als Vernetzungsmaßnahmen vorhandener Biotope, werde dem Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen für viele wildlebende Tiere entgegengewirkt, betonte Schepers.
„Der Rückgang von Dauergrünland, der Grünroggenanbau als Biogassubstrat und der Wandel der angebauten Kulturarten im Ackerbau mit verstärkten Anbauausrichtungen muss durch geeignete Maßnahmen kompensiert werden, um im Rahmen einer nachhaltigen Landbewirtschaftung Rückzugs-und Lebensbereiche für Brutvögel und Niederwild sowie ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Bienen und Insekten zu gewährleisten“, erklärte Schepers. Für den spürbaren Rückgang bei Brutvögeln und einzelnen Niederwildarten könnten aber nicht nur Landwirte und Jäger die Verantwortung übernehmen, hier seien dringend weitergehende Untersuchungen nach Ursachen und Faktoren erforderlich.
Der Vertreter des Biotopfonds der beiden Jägerschaften zeigte sich mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr und den bislang gespendeten und zur Verfügung stehenden Mitteln zuversichtlich, auch in diesem Jahr mit den Hegeringsleitern, Projektgruppen und Landwirten aus dem aufgestellten Maßnahmenkatalog Projekte in Angriff zu nehmen. Wilhelm Schepers bat bei den Gästen des Grafschafter Jägerfrühstücks um weitere Unterstützung und bot gemeinsam mit den Jägerschaften eine konstruktive Zusammenarbeit an.
Erschienen am 29.01.2013 in den Grafschafter Nachrichten
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