Im Emsland soll entlang von Wegen ein Biotopverbund entstehen
Sögel. Der Landkreis Emsland macht Druck: Eindringlich hat Kreisbaurat Dirk Kopmeyer während einer von Landrat Reinhard Winter einberufenen Konferenz in Sögel bei den Bürgermeistern für das sogenannte Wegeseitenstreifenprogramm geworben: „Ich appelliere an Sie, möglichst kurzfristig mit der Umsetzung der vom Landkreis vorgeschlagenen Maßnahmen zu beginnen.“
Im Mittelpunkt steht dabei, bislang von Landwirten genutzte Teile von Wegeseitenräumen naturnah herzurichten. Der Lohn: Ökopunkte. Diese sind ein wertvolles Gut. Schließlich lassen sich damit Verpflichtungen für Ausgleichsmaßnahmen etwa für neue Baugebiete beim Landkreis auslösen. An dieser Stelle kommt laut Kopmeyer erneut die Landwirtschaft ins Spiel, diesmal in ihrer Gesamtheit, und zwar als Profiteur: „Der Ankauf von landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Gemeinden lässt sich so reduzieren.“
Eigentlich geht es aber um etwas ganz anderes, nämlich den Aufbau eines Biotopverbundsystems. Dieses soll den wild lebenden Tieren von der Biene bis zum Hasen verloren gegangenen Lebensraum zurückgeben. Dazu Wegeseitenräume zu nutzen wertete Kopmeyer als „wirksamen Beitrag zur Erholung der Bestände“. Dabei gelte allerdings die Maxime: „Nur gemeinsam können wir Erfolg haben.“ Deshalb waren Kreisverwaltung und Bürgermeister bei der Konferenz auch nicht unter sich. Landrat Winter, der aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte, hatte auch die Spitze des Emsländischen Landvolks, der Jägerschaft im Emsland sowie die Vorsteher der Gewässerunterhaltungsverbände eingeladen.
Auch Kreisjägermeister Wilhelm Klumpe aus Werlte strich in seinem Vortrag vor den Bürgermeistern die Chancen dieser Initiative des Landkreises heraus: „Wir sollten das mit Ihrer Hilfe anpacken. Dann ist die Rückgewinnung von Lebensraum erreichbar.“ Klumpe forderte aber, die Dauerhaftigkeit der Maßnahmen durch eine Dokumentation in einem Bestandsverzeichnis abzusichern. Zudem rief er die Bürgermeister dazu auf, es der Gemeinde Werlte gleichzutun und bei der Verpachtung kommunaler Flächen künftig einen bestimmten Flächenanteil als Blühstreifen festzuschreiben.
Der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, Ludger Pott, und Sögels Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers gingen indes auf die praktische Seite des Vorhabens ein. Ludger Pott ging dazu auf die Möglichkeiten der Gestaltung solcher Flächen, rechtliche Aspekte und die Vorgehensweise ein. Zudem zeigte es die Wertschöpfung auf, die Gemeinden erzielen könnten. So rechnete er am Beispiel der Samtgemeinde Sögel vor, dass bei einem kalkulierten Hektarpreis von 51.500 Euro und den erfassten 71 Hektar Wegeseitenstreifen ein rechnerischer Betrag von rund 3,6 Millionen Euro von den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde eingespart werden könne. Diese Größenordnung in einer Samtgemeinde dürfte laut Dezernent Kopmeyer allerdings eher die Ausnahme darstellen.
Landvolkpräsident Hermann Wester versicherte indes: „Wir stehen zur Anlage von Biotopen.“ Er forderte aber unmissverständlich ein, dass es in dieser Sache „einen gemeinsamen Antritt“ geben müsse.
Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Bernd-Carsten Hiebing, ergänzte, dass „ein Großteil des Kreistages“ hinter diesem Programm steht. „Es ist ein Weg, der allen hilft und niemandem wirklich schadet.“
Erschienen am 16.05.2013 in der Ems-Zeitung
Schreibe einen Kommentar