Landkreis will Jagdsteuer senken
Die Forderung nach einer Senkung oder gar Abschaffung der Jagdsteuer zieht sich wie ein Roter Faden seit Jahren durch die Ansprachen beim traditionellen Jägerempfang zum Jahresanfang. Nach vielen Absagen berichtete Landrat Friedrich Kethorn beim gestrigen 22. Grafschafter Jägerfrühstück, dass im Etatentwurf des Landkreises eine Absenkung der Jagdsteuer von einem Hebesatz von 12,5 auf zehn Prozent vorgeschlagen werde. Ob es dazu kommt, entscheidet die Politik.
Von Irene Schmidt – Nordhorn. Es gebe gute Gründe, für diese Absenkung, erklärte der Landrat in seinem Grußwort im vollbesetzten Saal der Gaststätte Deters in Nordhorn. Lobenswert seien nicht nur die zahlreichen Initiativen der Jägerschaft für den Naturschutz, eine konkrete Entlastung erfahre der Landkreis durch die Bereitschaft der Jäger, Wildtiere zu entsorgen, die bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet werden (Fallwild). Das war im vergangenen Jahr allein beim Rehwild 846 mal der Fall. Wenn die Jägerschaft sich dieser Aufgabe nicht annehme, sei der Landkreis gefordert, sagte Kethorn. Schon aus diesem Grund sei eine Absenkung der Jagdsteuer zu befürworten.
Darüber hinaus kündigte Kethorn an: „Mein Plan ist, den Hebesatz peu á peu zu senken, bis auf einen Sockelbetrag.“ Er hoffe, dass der Landkreis mit der Jägerschaft eine verbindliche Vereinbarung treffen könne, die die Fallwildentsorgung für die Zukunft regele. In Sachen Naturschutz lobte Kethorn den Biotopfonds der Jäger und das darin enthaltene Wegeseitenprojekt. Dabei geht es um die Vernetzung von Biotopen wie Wälder, Wiesen und Felder. „Die Ziele decken sich mit den Zielen der Naturschutzstiftung des Landkreises“, berichtete Kethorn. Darüber hinaus engagiere sich die Jägerschaft bei der Anlage von Streuobstwiesen, durch großflächige Anpflanzungen von Bäumen, bei der „Aktion saubere Landschaft“ oder auch mit Ferienpassaktionen zum Thema Wald, Wild und Naturschutz.
Die Themen „Aufbewahren von Schusswaffen“ und „Rabenkrähenverordnung“ streifte Kethorn am Rande. Die Jägerschaft habe keinen Antrag auf Verkürzung der Schonzeit für Rabenvögel gestellt. Die ordnungsgemäße Aufbewahrung von Schusswaffen habe der Landkreis im vergangenen Jahr in 119 Fällen kontrolliert. Dabei ging es nicht allein um Jäger, sondern auch um andere Grafschafter Bürger, die die Berechtigung besitzen, zu Hause Waffen aufzubewahren.
Abschließend äußerte auch der Landrat einen Wunsch: Der Landkreis wolle ein Jagdkataster einrichten. Darüber gibt es am 8. Februar in einem Vortrag weitere Informationen.
Die Begrüßung der zahlreichen Gäste, darunter als Referent zum Thema „Wald im Klimawandel“ Dr. Heinz-Werner Strelitzki vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, hatte der Vorsitzende der Grafschafter Jägerschaft, Klaus Stamme, übernommen. Er übermittelte eine Grußbotschaft des kurzfristig erkrankten Vizepräsidenten der Landesjägerschaft, Josef Schröer. Schröer hatte ursprünglich auf den Biotopfonds eingehen wollen. Dabei geht es auch um neue Überlebensräume für rar gewordenes Niederwild wie Rebhuhn, Fasan oder Hasen. Unter anderem sollen nach diesen Plänen mehrjährige Stilllegungsflächen von Landwirten angepachtet und mit Wildpflanzen eingesät werden, um den Tieren Deckung und Nistmöglichkeiten zu bieten. „Wir haben große Probleme mit Grünroggen, der schon früh im Jahr für die Bestückung von Biogasanlagen gemäht wird“, berichtete Stamme. Er wolle es nicht schön reden: „Dadurch verlieren wir viel Wild. Die Tiere werden bei der Mahd zerstückelt – deutschlandweit nach Schätzungen 500.000 pro Jahr.“
Auch Wildunfälle stehen auf der Tagesordnung der Jägerschaft. Rot- und Schwarzwild bilden laut Stamme „die größte Gefahr“. Bei einem Frontalunfall würden die Tiere hoch und schlimmstenfalls durch die Windschutzscheibe katapultiert: „Und dann sitzt so ein Bursche neben Ihnen mit seinen 250 Kilo oder sogar einem ausladenden Geweih.“ Beim Rehwild gebe es die schwersten Unfälle beim Ausweichen. Hoffnung macht das Versuchsprojekt in der Passage der Bundesstraße 403 durch den Bentheimer Wald, wo sich in den letzten Jahren die Wildunfälle gehäuft hatten. Dort wurden die Leitpfosten mit blauen Reflektoren ausgestattet. Dem Anschein nach sei die Wildunfallzahl dort gesunken, berichtete Stamme. Die Zahlen müssten jedoch noch ausgewertet werden.
Das 22. „Grafschafter Jägerfrühstück“ wurde auch gestern wieder musikalisch begleitet durch die Jagdhornbläser unter der Leitung von Kunibert Zirkel. Mit dem „Niedersächsischen Jägermarsch“ und traditionellen Jagdhornsignalen verdienten sich die Musiker den Applaus der zahlreichen Gäste.
Quelle: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
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